Mittwoch, August 28, 2013

Einwortpolitik im Wahlplakatesalat

Oder: Das »WIR« entscheidet

 
Aufblende: Bundestagsplenum, Draufsicht Präsidium unter der fetten Henne, Zoom zu Bundestagspräsident (Dr.*, in Überprüfung) Lammert

Dieser mit leicht ulkiger Stimme:
»Ah ja, ich rufe auf den Tagesordnungspunkt 'Verschiedenes'. Heute hat sich der Ältestenrat etwas ganz besonders Feines ausgedacht. In Anbetracht der bevorstehenden Wahlen und weil hier sowieso niemand mehr etwas zu verlieren hat, spielen wir heute ein kleines Spielchen. Es heißt Einwortpolitik oder auch Memory. Meine Damen und Herren, das sind die Regeln: Ich rufe nun die hier im hohen Haus vertretenen Fraktionen der Reihe nach auf und Sie antworten mir innerhalb von vier Sekunden mit einem Wort, dass Sie und das Wahlprogramm Ihrer Partei Ihrer Meinung nach am besten beschreibt. Wer innerhalb der von Kollegin Pau gestoppten Zeit nicht antworten kann oder nicht einheitlich hat verloren und muss die Protokolle abtippen. Hihi, nur ein Spaß. Nundenn. Ich rufe auf: die Fraktion der FDP.«
Aus den Reihen der FDP ohne Zögern und mit lauter Begeisterung:
 »Markt.«
Lammert:
»Sehr schön und nicht mal 1 Sekunde. Ich rufe auf die Fraktion Die Linke.«
Kurzes Zögern, dann ein kleinärmliges Winken von vorne links und es bellt wie ein Jawoll aus den Reihen der Linkspartei:
»Staat«
Lammert:
»Na da haben Sie ja noch mal die Kurve bekommen, Frau Pau was sagt die Zeit? Ach was frag ich eigentlich... Na schön, ich rufe auf: die Fraktion Bündnis 90/ Grüne.«
Vorne beginnt Trittin seinen Namen zu tanzen, Künast schüttelt heftig den Kopf, vereinzelt hört mensch ein unterdrücktes »Vegimensa«, doch als Pau schon den Arm heben will, beginnt von hinten ein Raunen, das wie eine Welle nach vorne trägt und aus allen Stimmen wie ein Befreiungslaut aus dem kindlichen »Eeeeuuuuuuuu« ein »ropa« formt.

Lammert:
»Na, ob wir das noch gelten lassen können?«
Schaut zur Pau. Von unten »Zu spät ist zu spät.«, aber auch: »Oooooch büüüte.« Pau wiegt den Kopf:
»Gerade noch so, Kollege Lammert - zumindest was die Zeit angeht.«
Lammert:
»Na dann wollen wir mal hören, was die größte Fraktion zu bieten hat, meine Damen und Herren, ich rufe auf: die CDU/CSU-Fraktion.«
Es folgt ein volltönendes, stakatoartiges:
»Merkel«, 
das weil es so kurz war von den jungen Wilden alsbald zu den Klängen von Oléolé unter rhythmischem Klatschen wieder und wieder wiederholt wird, worin bald auch die restliche Fraktion einstimmt.

Lammert:
»Nana, liebe Freundinnen und Freunde, ich denke der Standpunkt ist klar geworden. Nundenn freuen wir uns auf die letzte Performance. Ich rufe auf die Fraktion der SPD.«
1. Sekunde: Grillenzirpen
2. Sekunde: leises Husten
3. Sekunde: Blätterrascheln, dann hektische Betriebsmakeit, die Abgeordneten der SPD scheinen irgendwas zu suchen, blättern in ihren Unterlagen, suchen in Aktenmappen und Taschen.

Pau:
»Aus. Sie sind raus. Die Zeit ist um. Nänanenana.«
Gelächter im Haus, beschwerendes Getue bei der SPD.

Lammert:
»Na dann guten Wahlkampf noch. Die Sitzung ist beendet.«
Abblende: Hammer wird auf den Tisch geschlagen...

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